Einen Ausbildungsnachweis - meist Berichtsheft genannt - darüber zu führen, was man in der Berufsschule und im Betrieb gelernt hat, ist für jeden Auszubildenden Pflicht.

 

Ebenso ist der Ausbilder dazu angehalten, das ordnungsgemäße Führen des Berichtsheftes zu kontrollieren. Im Idealfall kann dabei gemeinsam der Lernfortschritt reflektiert und eventuelle Lücken oder Schwierigkeiten gezielt behandelt werden. In der Praxis sieht das oft anders aus. Sich eingehend mit dem Berichtsheft zu beschäftigen, scheitert oft schon an der Handschrift der Auszubildenden. 

Dass das Führen von Berichtsheften in der Praxis für alle Beteiligten ein hohes Frustrationspotenzial hat, stellten Ueberschaer und seine Kollegen bereits während der Konzeption ihres Online-Angebotes fest: Sie befragten Ausbilder und Azubis dazu und stellten unter anderem fest, dass die Berichtshefte oft kaum oder nur oberflächlich kontrolliert werden. Eine Online-Anwendung, bei der Ausbilder – ebenso wie Berufsschullehrer oder überbetriebliche Einrichtungen – jederzeit auf die Einträge zugreifen können, könnte, so die Hoffnung, den eigentlichen Zweck der Berichtshefte greifbar machen. Das Projekt, das ursprünglich vom Lehrstuhl für Berufspädagogik der Technischen Universität Dresden initiiert und vom Bund und der EU gefördert wurde, war dabei von Anfang an darauf ausgerichtet, nicht nur ein reines Berichtsheft zu sein, sondern ein echtes Lernportfolio.
 

Vom Berichtsheft zum Online-Lernportfolio

Die Nutzer von Online Berichtsheften können neben den Einträgen in ihrem Lerntagebuch markieren, welche Kompetenzen und Qualifikationen mit einer bestimmten Lerneinheit gestärkt wurden. Diese sind individuell auf die einzelnen Berufe abgestimmt und basieren auf den Ausbildungsrahmenplänen. Azubis und Ausbilder können jederzeit sehen, wie viel Zeit in bestimmte Lernbereiche investiert wurde und wo Defizite bestehen – wesentlich transparenter und einfacher als beim Durchblättern eines handschriftlichen Heftes. Zudem soll das Online-Tool auch die Kooperation der Lernorte unterstützen: Neben Ausbildern können die Berufsschule oder überbetriebliche Einrichtungen auf die Einträge zugreifen. Zusätzlich können weitere Dokumente, etwa technische Zeichnungen oder Fotos abgelegt werden, auf die der Azubi später noch zurückgreifen möchte. 


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