Nervosität vor Prüfungen kennen alle. Und diese Nervosität bewirkt eigentlich auch etwas Positives – in gewissem Maß steigert sie die Leistungsfähigkeit. Aber was tun, wenn sie zu stark wird und die Angst überhandnimmt?

Auch wenn viele nicht darüber sprechen: Prüfungsangst oder Lampenfieber ist ein weit verbreitetes Phänomen. Ob bei Abschlussprüfungen oder Präsentationen: In allen Bewertungssituationen kann diese Form von Angst zu deutlichen Leistungseinbrüchen bis hin zu Blackouts führen.
 

Prüfungsangst erkennen

Prüfungsangst kommt in der Regel nicht aus dem Off – sie deutet sich schon an bei kleineren Prüfungen, bei Gesprächen mit den Auszubildenden oder Lehrkräften, durch Beobachtung. Worauf ist zu achten? Was sind erste Warnsignale?

  • Körperliche Symptome wie zum Beispiel Übelkeit, Kopfschmerzen oder verstärktes Schwitzen fallen auf. Achten Sie auch auf Anzeichen wie Müdigkeit und Schlappheit. Denn schon Tage vor der Prüfung können betroffene Auszubildende häufig nicht mehr richtig schlafen und sind appetitlos.
  • Angstmachende Gedanken treten häufig bei Auszubildenden auf. Sie sagen: „Das schaffe ich nie!“ Oder verkünden frustriert: „Ich bin dafür zu doof!“ Die Folge: Diese angstmachenden Gedanken bauen Druck auf und blockieren Kapazitäten für andere Denkprozesse. Wissen, das gut gelernt war, ist dadurch auf einmal wie weggefegt bis hin zum gefürchteten Blackout.
  • Vermeidung von Situationen, die mit den Prüfungen zu tun haben, häufig auch schon das Vermeiden der Vorbereitung auf die Prüfung: das Lernen.

Ursachen von Prüfungsangst

Es gibt nicht den einen Grund – die möglichen Ursachen für Prüfungsangst sind individuell und sehr vielfältig. Zum Beispiel:

  • frühere Misserfolgserlebnisse in Schule oder Ausbildungsbetrieb
  • inhaltliche Überforderungen
  • Teilleistungsstörungen wie Dyskalkulie u. a.
  • zu hohe Erwartungen an die eigene Leistung bzw. 
  • Leistungsdruck durch das Elternhaus oder die Familie

Stufen Auszubildende eine Prüfungssituation aufgrund von Befürchtungen erst einmal als potenziell gefährlich ein, rutschen sie sehr schnell in einen Teufelskreis. Die Ängste und Sorgen, die mit der Prüfung zusammenhängen, führen zu einer erhöhten Ausschüttung von Adrenalin und zu Stress. Der Körper reagiert auf die Prüfungssituation körperlich, um sich auf „die Flucht“ vorzubereiten. Das wird wiederum von dem Auszubildenden wahrgenommen und verstärkt die Ängste.

Tipps gegen Prüfungsangst

Es gibt praxiserprobte Tipps, um aus dem Teufelskreis der Prüfungsangst auszubrechen bzw. die Ängste, die entstehen können, deutlich zu reduzieren. Folgendes bietet sich an:

  • Körperliche Entspannungstechniken zur Stressreduktion
    Bereits leichte körperliche Übungen wie Aufstehen oder Dehnen beim Lernen können helfen, Anspannungen zu lockern. Atemübungen, wie beispielsweise die Bauchatmung, helfen zu entspannen und die physiologischen Angstreaktionen herunterzufahren.
  • Mutmachende Gedanken
    Um angstmachende Gedanken kleiner werden zu lassen, ist es hilfreich, wenn Ihre Auszubildenden ihre eigenen angstmachenden Gedanken kennenlernen. Meist sind es ganz typische Gedanken, die immer wieder in ähnlicher Form auftauchen. Es hilft und entspannt ein wenig, wenn Auszubildende sich klarmachen, dass diese Gedanken nicht der Realität entsprechen. 
  • Frühzeitig beginnen mit dem Lernen
    Viele Auszubildende beginnen erst kurz vor der Prüfung zu lernen. Das Fatale daran: In der Regel sind sie in dieser Phase schon viel zu nervös und es gelingt nicht mehr gut. Wichtig: Ausbilderinnen und Ausbilder sollten darauf achten, dass die Auszubildenden frühzeitig mit dem Lernen starten. Es sollte regelmäßig und in kleineren Portionen stattfinden. Machen Sie Ihren Auszubildenden klar, dass ein früherer Beginn keine zusätzliche Belastung oder Mehrinvestition ist – ganz im Gegenteil.
  • Struktur hilft gegen Prüfungsangst
    Reduzieren Sie Lernstress durch feste Lernzeiten und einen klaren Lernplan. Unterstützen Sie Ihre Auszubildenden und erarbeiten Sie mit ihnen gemeinsam diese Instrumente. Schon fällt das Lernen leichter. Damit dies gelingen kann, ist es wichtig, dass Ausbildende Ihren Auszubildenden eine gute Orientierung über den Lernstoff sowie die Bewertungskriterien der Prüfung geben. 
  • Lernpausen einlegen
    Sie haben Auszubildende, die zum anderen Extrem neigen und immer denken, noch mehr lernen zu müssen, da sie Angst haben, dass es sonst nicht ausreicht? Hier ist es wichtig, verbindliche Lernpausen zu vereinbaren und die Zeit für z.B. Freizeitaktivitäten zu nutzen, um den Kopf frei zu kriegen. Am letzten Tag vor der Prüfung sollte zudem nichts Neues mehr gelernt werden.
  • Ängste der Auszubildenden ernstnehmen
    ​​​Sprechen Sie vertrauensvoll mit Ihren Auszubildenden über die Angst vor der Prüfung. Überlegen Sie gemeinsam, welche Unterstützung möglich wäre und vereinbaren sie diese Maßnahmen verbindlich miteinander. Vielleicht haben Sie Erfahrungen mit dem einen oder anderen Prüfer gemacht oder waren selbst als Prüfer tätig. Diese Erfahrungen sollten Sie mit Ihren Auszubildenden teilen.

 

Fazit zu Tipps gegen Prüfungsangst

Prüfungsangst ist weit verbreitet. Ist eine geringe Angst noch förderlich für das Leistungsvermögen, erleben Auszubildende häufig Blockaden, Blackouts und Leistungseinbrüche. Ausbildende sollten daher frühzeitig darauf achten, über Prüfungsängste aufzuklären und Unterrichts- und Prüfungssituationen angstfrei zu gestalten. Vermitteln Sie Auszubildenden aktiv und frühzeitig Techniken und Tipps zur Reduktion ihrer Prüfungsängste. Die E-Learning-Plattform GEORG kann Sie dabei unterstützen, die Prüfungsangst Ihrer Auszubildenden zu reduzieren und Lernstoff strukturiert abzuarbeiten. Planen Sie mit GEORG die Ausbildungsmodule online, und erarbeiten Sie individuelle Lernpläne für Ihre Auszubildenden. Mehr zu GEORG finden Sie hier
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Verfasst vom Fachexperten Jörg Schmidt

Jörg Schmidt arbeitet seit vielen Jahren in unterschiedlichen Funktionen in Institutionen der Bildungswelt. Schwerpunkt seines Arbeitens sind das (Mit-)Entwickeln von anwendungsbezogenen, handlungsorientierten digitalen Lehr- und Lernmedien sowie die Medienbildung. Als Projektentwickler, Lektor, Programmleiter und  Autor organisiert, unterstützt und begleitet er dabei deren Konzeption, Pflege, Implementierung für namhafte Bildungsinstitutionen und Verlage.