Seit Jahren klagen Unternehmen in Deutschland darüber, dass es immer schwieriger wird, Ausbildungsplätze mit passenden Bewerbern zu besetzen.

2016 erreichte die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze dabei einen Höchststand: Laut Berufsbildungsbericht 2016 konnten im vergangenen Jahr 43 000 Stellen nicht besetzt werden – 2009 waren es weniger als 18 000. Der DIHK veröffentliche im April diesen Jahres eine Unternehmensumfrage. Ihr Ergebnis: Über 15 000 Betriebe bekamen im zurückliegenden Jahr keine Bewerbung auf ausgeschriebene Ausbildungsplätze. In bestimmten Berufen sind die Probleme dabei größer als in anderen: Den größten Anteil an unbesetzten Stellen gab es laut Berufsbildungsbericht bei den Restaurantfachleuten (34,2 Prozent), Fleischern (33,3 Prozent) und Fachverkäufern im Lebensmittelhandwerk (32,7 Prozent). Und auch Unternehmen, die Bewerber finden, spüren, dass sich auf dem Ausbildungsmarkt etwas verändert: Bei der Studie Azubi Recruitingtrends 2017, für die Ausbilder und Jugendliche befragt wurden, sollten Ausbilder die aktuelle Bewerbergeneration in einem Wort beschreiben. Die meistgenannten Worte: "selbstbewusst", "anspruchsvoll" und "fordernd".
 

Alte Strategien überdenken

Es ist also klar, dass Unternehmen überdenken müssen, wie sie potenzielle Azubis zeitgemäß ansprechen können. Manche Recruiting-Experten gehen sogar noch weiter und sehen die Schuld für die Misere ganz bei den Firmen: "Unternehmen, die keine Azubis finden, sind selbst Schuld", sagt Axel Haitzer, der Unternehmen beim Recruiting berät. "Kein Unternehmen käme auf die Idee, sich über Kundenmangel zu beklagen, obwohl Kunden für viele auch knapp sind. Jeder weiß, dass man Kunden suchen und ihnen etwas bieten muss, um sie zu überzeugen. Genauso ist es auch bei Bewerbern." Experten wie Haitzer empfehlen Betrieben, die Schwierigkeiten bei der Azubi-Suche haben, auch Bewerbern mit schwachen Noten eine Chance zu geben, etwa durch Praktika. Zudem sei es sinnvoll, sich regional zu vernetzen und mit Schulen und Vereinen Kontakt aufzunehmen, um neue Wege zu erschließen, auf sich aufmerksam zu machen.
 

Bewerber online ansprechen – drei Tipps

Um junge Menschen anzusprechen, ist neben solchen Maßnahmen der Fokus auf das Internet sinnvoll, denn hier bieten sich auch mit geringen Ressourcen große Möglichkeiten. Diese drei Tipps helfen beim Start:
 

1. Eine Website ist ein Muss!

Die allermeisten potenziellen Bewerber schauen bei der Ausbildungsplatzsuche als erstes auf die Website. Auch für kleine Betriebe gilt: Ein Internetauftritt sollte vorhanden sein. Der muss für Kleinunternehmen nicht massenweise Funktionen und Inhalte aufweisen, aber er sollte aktuell sein und zumindest einige Informationen für potenzielle Bewerber beinhalten.
 

2. Social Media: Wenn, dann richtig!

Für Unternehmen, die Schwierigkeiten haben, Jugendliche anzusprechen, kann es sinnvoll sein, soziale Netzwerke wie Facebook oder auch X oder Snapchat zum Recruiting zu nutzen. Das setzt voraus, dass man die Funktionsweise des Netzwerks versteht – und einen konkreten Plan hat. Daher gilt es, sich vorher zu überlegen, was man erreichen will und wie zum Beispiel Facebook dabei helfen kann. Auch wichtig: Solche Accounts sollten gut gepflegt sein und regelmäßig Inhalte bieten – ein verwaister Facebook-Auftritt wirkt auf Bewerber abschreckender als gar keiner.
 

3. Kreativ werden!

Es gibt viele konkrete Möglichkeiten, interessierte Jugendliche im Netz von sich zu überzeugen. Eine Möglichkeit ist ein Azubi-Blog auf der eigenen Webseite, auf dem Azubis von ihren Erfahrungen im Betrieb berichten. Auch Videos, die einen Eindruck von der Praxis vermitteln, können sehr effektiv sein. Als Ideengeber, wie man am besten vorgeht, bieten sich die eigenen Azubis an: Denn die wissen meist ganz gut, was bei ihrer Altersgruppe funktioniert und wie sie soziale Netzwerke nutzen.


Bildnachweis: © stock.adobe.com/VRD