Der Lernalltag stellt hohe Anforderungen an die Lernfähigkeit und Lernbereitschaft von Auszubildenden. Es stellt sich die Frage: Wie können Auszubildende das eigene Lernen effektiv planen, steuern und für sich passend in den Alltag integrieren? Ausgehend von zentralen, alltäglichen Lernanforderungen und -aufgaben werden daher verschiedene zielführende Techniken zur erfolgreichen Bewältigung der Lernanforderungen unter dem Begriff Lernstrategien festgehalten.

 

Was sind Lernstrategien?

Lernstrategien beschreiben Verhaltensweisen, die zur Bewältigung von Lernaufgaben dienen können. Man kann also sagen, es handelt sich bei Lernstrategien um kontrollierbare Aktivitäten, die den Auszubildenden dabei helfen sollen eine Lernanforderung besser zu bewältigen und sich Wissen zu einem Thema effizienter anzueignen. Die Fähigkeit, seine eigenen Prozesse beim Lernen kontrolliert zu gestalten ist jedoch nicht selbstverständlich. Lernstrategien können sich im Grundschulalter ausbilden, zumindest einfache. Komplexere Lernstrategien werden erst später ausgebildet, hier spielen dann auch die Motivation zum Lernen oder die kognitiven Fähigkeiten eine Rolle.


Wie unterscheiden sich Lernstrategien?

Lernstrategien lassen sich, je nach Forschungsrichtung, in folgenden drei Ebenen betrachten: kognitive, metakognitive und ressourcenbezogene Lernstrategien. Die kognitiven Strategien werden auch Primärstrategien genannt, bei denen es sich um mentale Prozesse handelt. Metakognitive und ressourcenbezogene Strategien stecken die Rahmenbedingungen des Lernens ab und werden auch Sekundärstrategien genannt. Solche Klassifikationen tragen zur einfacheren Verständigung und begrifflichen Klarheit bei. Das steckt dahinter:

Kognitive Lernstrategien

Die kognitiven Lernstrategien haben mit der unmittelbaren Informationsaufnahme zu tun. Zu Ihnen zählen Arbeitstechniken, die zum Einprägen von neuem Wissen angewandt werden. Dazu gehört das Wiederholen (z.B. Auswendiglernen von Fachbegriffen), das Organisieren (z.B. Zusammenfassungen anfertigen, Schlüsselwörter anstreichen), das Elaborieren (Abstrakte Inhalte in konkrete Beispiele übertragen) von Informationen und das kritische Prüfen von Argumentationen auf logische Zusammenhänge.
Zu den bekannten Techniken gehören die Mnemotechnik, das Anfertigen von MindMaps, Auswendiglernen oder Analogiebildung.

Metakognitive Lernstrategien

Metkognitive Lernstrategien beziehen sich auf die Kontrolle des eigenen Lernfortschrittes. Sie helfen den Lernprozess besser zu steuern, zu kontrollieren und zu regulieren. Hierzu zählt Lernschritte zu planen, zu überwachen und zu regulieren. 
Zu den bekannten Techniken zählen das Setzen von Lernzielen, das Bewerten des eigenen Lernverhaltens, relevanten von irrelevantem Lernstoff zu trennen oder Beispielaufgaben zu lösen.

Ressourcenbezogene Lernstrategien

Ressourcenbezogene Lernstrategien bedeutet vorhandene Ressourcen so zu gestalten, dass sie den Lernprozess positiv beeinflussen. Damit ist vor allem die Organisation der Rahmenbedingungen beim Lernen gemeint.
Zu den Techniken zählt die effektive Planung und Gestaltung der Lern- und Arbeitszeit z. B. über Zeitpläne, und die Schaffung einer geeigneten Lernumgebung z.B. in Form von Maßnahmen zur Bereitstellung notwendiger Materialien. Aber auch das Lernen mit anderen zählt zu den ressourcenbezogenen Lernstrategien (Kollaboration, Nutzung sozialer Ressourcen).

 

Lernstrategien in der Ausbildung - ganz individuell

Lernstrategie ist nicht gleich Lernstrategie! Das zeigt bereits die Klassifizierung. Weiter gilt auch, dass sich jeder Auszubildende zunächst einmal seine individuelle Strategie zum Lernen erarbeiten muss, um den Lernstoff möglichst effektiv aufbereiten und seine Lernziele möglichst effizient erreichen zu können – sowohl analog als auch digital. Ob man eine kognitive Strategie nutzt, seine MindMap auf Papier oder mit einem Programm gestaltet ist dabei unerheblich. Wichtig ist, sich über das Lernverhalten klar zu sein. 
Das Anwenden von Lernstrategien verlangt dabei von den Auszubildenden eine Selbstreflexion über ihr eigenes Lernverhalten. Ausbilder können hier unterstützen und haben natürlich auch die Möglichkeit, Anstöße zur Reflexion und zur Überprüfung der Lernstrategien zu geben.
Mithilfe der richtigen Lernstrategie können Auszubildende eine geeignete Methode wählen, um sich Wissen besser und schneller anzueignen. Dadurch kann die ihnen zur Verfügung stehende Zeit effizienter zum Lernen und zur Vorbereitung auf die nächste Prüfung genutzt werden.

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Quellen:
Hasselhorn, M. & Labuhn, A. S. (2010). Lernstrategien. In Hascher T. & Schmitz, B. (Hrsg.), Pädagogische Interventionsforschung (S.74, 75). Weinheim/München: Juventa Verlag
Mandl, H. & Friedrich, H. F. (Hrsg.) (2006). Handbuch Lernstrategien. Göttingen: Hogrefe Verlag.
Wild, K.-P. (2010). Lernstrategien und Lernstile. In Rost, D. H. (Hrsg.). Handwörterbuch Pädagogische Psychologie (4., überarbeite und erweiterte Auflage). Weinheim: Beltz Verlag, 479- 485.
 

Verfasst von der Fachexpertin Sandra Niedermeier

Dr. Sandra Niedermeier ist als Trainerin und Beraterin für Unternehmen rund um das Thema digitales Lernen tätig. Als Dozentin leitet sie verschiedene virtuelle Kurse, hält Workshops im Rahmen der Hochschuldidaktik zum Schwerpunkt digitalen Medien in der Lehre. Sie promovierte am Lehrstuhl für empirische Pädagogik und pädagogische Psychologie an der LMU München und ist neben ihrer Trainer- und Beratertätigkeit aktuell als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Kempten am Institut für digitale Lehrformen tätig.
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