Im Berufsalltag ist eine kooperative Arbeitsweise oft ganz normal. Man teilt größere Gesamtaufgaben in Teilaufgaben auf, die dann von einzelnen oder mehreren Teammitgliedern bearbeitet werden. Diese einzelnen Teammitglieder müssen für eine hohe Qualität in den Ergebnissen den Gesamtkontext und auch die Teilaufgaben der anderen Teammitglieder kennen und verstehen. Die Teamarbeit sollte also durch ständige Kommunikation und guten Austausch untereinander geprägt sein und wird damit auch zum sozialen Prozess.

 

Wie funktioniert kooperatives Lernen?

Auch im kooperativen Lernen nehmen die sozialen Aspekte  und der Austausch eine zentrale Rolle ein. Dies wird bei Schülerinnen und Schülern oder auch Auszubildenden besonders deutlich, da sie sich in einem Stadium befinden, in dem sich soziale Kompetenzen teilweise noch im Ausbildungsprozess befinden. Natürlich bleiben die zu erlernenden Inhalte weiterhin wichtig, doch sie sind nicht das alleinig Relevante des Lernprozesses. 

Ziel des kooperativen Lernens ist es, dass die Lernenden ihren Wissens- und Kompetenzaufbau durch einen wechselseitigen Austausch positiv bereichern. Dabei hat sich ein Vorgehen in drei Phasen etabliert.
Think: in Einzelarbeit setzen sich die Lernenden individuell mit einem Sachverhalt oder einer Aufgabenstellung auseinander.
Pair: in Gruppenarbeit oder in Partnerarbeit tauschen sich die Lernenden über ihre Ergebnisse aus der ersten Phase aus. Sie überprüfen gegenseitig, ob die Inhalte verstanden sind, geben sich gegenseitig Hilfestellung und gegebenenfalls inhaltliche Ergänzungen.
Share: im Plenum werden die Ergebnisse der kooperativen Arbeit dargestellt.
 

Kooperatives Lernen − zu aufwendig?

Wir befinden uns in einer Zeit, in der es immer mehr Lernstoff gibt, in der berufsübergreifende Inhalte wie Informationssicherheit oder digital gestütztes Arbeiten und „neue“ Softskills wie Medienkompetenz und Achtsamkeit die berufsbezogenen Inhalte ergänzen. Gleichzeitig befinden sich auch die berufsbezogenen Inhalte in einem stetigen Wandel (z.B. Additive Fertigungsverfahren oder die Systemintegration von Produktionssystemen in komplexe IT-Infrastruktur). 

In einer solchen Zeit mag das kooperative Lernen recht aufwendig und deshalb vielleicht deplatziert wirken.

Dieses Urteil über kooperatives Lernen sollte man jedoch nicht zu vorschnell fällen, denn…
 

...man lernt beim kooperativen Lernen viel mehr als nur den Lernstoff

Im kooperativen Lernprozess lernt man viel mehr als nur die Inhalte. Und das Besondere daran ist, dass das, was man zusätzlich lernt, basale Fähigkeiten für Arbeitskräfte von heute und morgen sind. Deshalb tragen Bildungseinrichtungen oftmals dazu bei, bereits Schülerinnen und Schülern sowie Auszubildenden solche Kompetenzen anzutrainieren.

An dieser Stelle seien drei von vielen Kompetenzen aufgeführt, die man durch kooperatives Lernen (weiter-) entwickeln kann:
 

Zusammenarbeit / Teamarbeit

Kooperatives Lernen verbindet die Lerner in einer Lerngruppe, einem Team für gemeinsames Lernen. Dies schafft eine Situation, in der man nicht allein für den Erfolg der Arbeits- respektive Lernergebnisse steht, sondern als Gruppe. Jeder ist somit teils abhängig von den Leistungen anderer. Diese Abhängigkeit beruht jedoch auf Gegenseitigkeit. Die einzelnen Lerngruppenmitglieder müssen sich also einbringen und gegenseitig unterstützen, um das Gruppenergebnis voranzubringen. Hierdurch kann Zusammenarbeit und Kooperation geübt werden, wie sie im Berufsleben in nahezu jedem Projekt notwendig ist. 
 

Verantwortung

Durch die gegenseitige Abhängigkeit von guten Erarbeitungen in der ersten Phase, einem guten Austausch in der zweiten Phase und einer sinnvollen Aufbereitung und Darstellung der gemeinsamen Ergebnisse für die dritte Phase, spielt auch Verantwortung bei der Übernahme von Aufgaben im kooperativen Lernen eine große Rolle. Jedes Individuum der Gruppe trägt Verantwortung für das Gelingen der Gruppenergebnisse. Es ist wichtig, erste Erfahrungen mit der Übernahme von Verantwortung bereits in den Unterricht in der Schule und der Ausbildung einzubinden. Das Gefühl als Teil der Gruppe für diese Verantwortung im kooperativen Lernen kann durch verschiedene Maßnahmen aktiv beeinflusst werden. Ein gemeinsames Präsentieren der Gruppenergebnisse beispielsweise erhöht das Empfinden von Gruppenverantwortung. Ein Präsentieren durch ein einzelnes Gruppenmitglied – z.B. nach Zufallsprinzip – erhöht die Wahrnehmung der Individualverantwortung. In Arbeitsumfeldern, in denen Konzernrepräsentanten von Eigentümerkultur sprechen und Identifikation mit dem Arbeitsplatz vom Arbeitgeber erwartet wird, ist das Entwickeln eines Verantwortungsbewusstseins durch kooperatives Lernen für das eigene Handeln im Arbeitsprozess wichtiger denn je.
 

Feedback Kultur / Soziales Lernen

Der Lernprozess im kooperativen Lernen ist geprägt durch die Interaktion mit und die Rückmeldung von / an gleichgestellte(n) Lernende(n) (Schlagworte: Peer Review, Peer Feedback). Durch diese Interaktionen und Rückmeldungen können die Lernenden üben, sich sachliches und wertschätzendes Feedback zu geben. Die kooperativen und sozialen Interaktionen wirken sich zudem auch positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden aus. Gleichzeitig ist Lernen nie dauerhaft ein individueller Prozess, sondern vom gemeinsamen Austausch und von gegenseitiger Hilfestellung geprägt. Lernen wird noch mehr zum sozialen Prozess. Eine positive Feedbackkultur und das integrierte voneinander-Lernen entsprechen dem aktuellen Bild moderner Lernkultur in den meisten Unternehmen.
 

Kooperatives Lernen ist modernes Lernen − und wird durch moderne Werkzeuge noch besser

Die dargestellten Beispiele sollten zeigen, dass kooperatives Lernen ein modernes Lernen ist, dass moderne Kompetenzen adressiert. Gleichzeitig kann dieses Lernen durch den Einsatz moderner digitaler und netzbasierter Werkzeuge noch verbessert werden – und dabei weitere relevante Kompetenzen entwickeln. 

Durch den Einsatz netzbasierter Kommunikationstools (wie z.B. Zoom, Skype o.ä.) und cloudbasierter Werkzeuge für synchrone und asynchrone Zusammenarbeit auch auf Distanz (wie z.B. Microsoft Teams oder Google Docs) kann der kooperative Lernprozess optimal unterstützt werden. Zum einen können der Lernprozess und die Kommunikation zeitlich individueller getaktet werden, zum anderen können die inhaltlichen Erarbeitungen der Lernenden unkompliziert zusammengetragen und bearbeitet werden. Gleichzeitig können die Lernenden Kompetenzen in der netzbasierten Kommunikation und im Arbeiten in verteilten Teams ausbauen. 

Gepaart mit einer Plattform wie GEORG, über die die Lerninhalte unkompliziert bereitgestellt und die Aufgaben in Projekten leicht koordiniert und begleitet werden können, steht einem zukunftsorientiertem kooperativen Lernen nichts mehr im Wege. GEORG ist daher der ideale Partner für die Begleitung von Auszubildenden und Ausbildenden, um die Vorzüge kooperativen Lernens voll auszuschöpfen. Diese vielfältigen und modernen Lerninhalte werden in Grundzügen heutzutage bereits Schülerinnen und Schülern mit dem Ziel eines verbesserten kooperativen Lernens vermittelt. Dennoch sollte es ein lebenslanger Lernprozess sein, der auch in der Ausbildung Anwendung findet und durch passende Gruppenarbeiten oder Aufgaben gefördert wird.

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Verfasst vom Fachexperten Andy Lüdemann

Andy Lüdemann entwickelt für Unternehmen und Bildungseinrichtungen Konzepte rund um den Einsatz digitaler Medien in Lehr-, Lern- und Arbeitsprozessen. Auch qualifiziert er Menschen in Themengebieten wie "Digitales Lernen", "Medienkompetenz" und "Digitalisierung der Arbeit".
Neben seiner Berater- und Trainertätigkeit unterstützt er verschiedene staatliche und gemeinnützige Institutionen im Bereich der Medienbildung.